Nischen- oder Tabernakelbildstock
Die älteste Bildstockform ist die des Nischen- oder Tabernakelbildstocks. Sie lässt sich bis zurück ins 14. Jahrhundert nachweisen. Charakteristisch für seine Form ist die auf einem Pfeiler oder einer Säule sitzenden Häuschenaufsatz mit Satteldach. Ihr Urspung ist in den aus dem Stock geschlagenen, d.h. aus Holz geschaffenen Andachtsmalen zu suchen. Ihre Gestalt ist geprägt von einem vierkantigen "Stock" aus dem ein Kopfteil mit Nische erwächst. Letztere dient der Aufnahme eines kleinen Andachtsbildes. Der aus Stein gehauene Nischenbildstock kann monolithisch gearbeitet sein. Pfeiler oder Säule sind in der Regel in einer grob behauenen Bodenplatte verankert. Auch seine Vorderseite ist als Nische gestaltet. In ihr kann sich ein aus der Rückseite der Nische als Relief herausgearbeitete Darstellung befinden. Alternativ können in der Nische Reliefs aus Keramik oder Bildtafeln untergebracht sein, die jedoch die Zeit selten überdauerten. Auf der Rückseite der Nische sind oft Löcher zu erkennen, die auf die Befestigung eines früheren Bildsteils hinweisen. In jüngerer Zeit werden abhanden gekommene Bilder durch kleine Heiligenfiguren oder gußeiserne Kreuzchen ersetzt. Dann sind die Nischen häufig mit einem Gittertürchen verschlossen. Die Seitenwände des Tabernakelaufsatzes können entweder einfacher gestalteten Reliefs Platz bieten und z.B. in der Form eines Kreuzes oder eines Maßwerkfensters modelliert sein. Alternativ können auch seitlich Nischen in den Bildstockkopf gehauen sein, die weitere Kacheln oder Bildtafeln aufnehmen können. Zwischen Schaft bzw. Säule und Kopfteil kann sich ein Kapitell eingliedern. In der Regel erhebt sich über dem Satteldach ein bekrönendes Kreuz.
Kreuzdachbildstock
An die Stelle des Satteldachs können zwei sich kreuzende Sattel- oder Tonnendächer rücken und somit ein Kopfteil mit drei bis vier gleichwertigen Nischen ausbilden. Auch diese können wiederum als Relief aus dem Kopfteil herausgearbeitet sein oder als Nischen zur Aufnahme von Heiligenbildern dienen. Frühe Kreuzdachbildstöcke des 16. und 17. Jahrhunderts verzichten auf einen Sockel. Ab dem 18. Jahrhundert kommt der Sockel mit Basis, Mittelteil und Abdeckplatte dazu. Über der Vierung erhebt sich häufig ein bekrönendes Element, meistens ein Kreuz.
Reliefblockbildstock
Wenn die Dachform des Kopfteils von einem Walmdach eingenommen wird, ist von einem Reliefblockbildstock zu spechen. Auch hier können nach drei oder gar vier Richtungen Bildnisse untergebracht werden. Der Aufbau mit Sockel, Pfeiler oder Säule und Kapitell, Kopfteil und bekrönendem Element wird bei diesem Typus fortgeführt.
Tafelbildstock
Nachdem bereits im 15. Jahrhundert der häuschenförmige Bildstockkopf teilweise nur eine geringe Tiefe aufwies, etablierte sich mit dem 17. Jahrhundert die ausgeprägte Form der Relieftafel. Dabei konnte diese sehr vielfältig und detailreich geschaffen sein. Der typische Tafelbildstock verfügt über die Bauelemente Sockel mit Basis und Abdeckplatte, Pfeiler oder Säule mit Fuß und Kapitell, Relieftafel und bekrönendes Element.

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Tefelbidlstock zweiseitig
Vor allem an exponierter Stelle können Relieftafeln beiderseits Bildmovtive präsentieren. Häufig ist eines davon die Darstellung eines Gnadenbildes.
Altarbildstock
Als Synonym für "Altarbildstock" wird häufig auch "Fluraltar" verwendet. Beide Bezeichnungen betonen die Funktion als "Altar", auf dem die Skulptur eines oder mehrerer Heiligen aufgestellt ist. Der Sockel des Altarbildstocks verfügt über Basis, Mittelteil und Abdeckplatte. Auf letzterer ist eine Aufbau in Form eines Häuschens errichtet, das in der Regel auf allen Seiten aus Stein besteht und durch eine Glas- oder Gittertür verschlossen ist. Über dem Satteldach erhebt sich meistens ein bekrönendes Element, oft ein Kreuz. Solche "Fluraltäre" sind als Stationen von Prozessionen prädestiniert.
Figuraler Bildstock
Seit dem Barock rücken an die Stelle von Bildstockaufsätzen Skulpturen von Heiligen. Dem Typ des figuralen Bildstocks sind die religiösen Kleindenkmale zuzuordnen, die sich an den für Bildstöcke üblichen Aufbau mit Sockel, Pfeiler oder Säule mit Kapitell und Kopfteil halten und die Dimensionen eines Bildstocks einhalten. Gegenüber Hochsäulen weisen sie damit deutlich geringere Ausmaße auf.
Kruzifixbildstock
Abweichend von der Gestaltung eines Hochkreuzes fällt beim Kruzixbildstock das Kreuz mit Corpus deutlich kleiner aus. Oft ist das Kreuz selbst aus Stein gefertigt, der Corpus z.B. aus Gußeisen oder Kupfer. Gelegentlich handelt es sich bei Kruzifixbildstöcken zumindest in Teilen um eine Zweitverwendung von Grabsteinelementen.
Bei einem Kapellenbildstock tritt die Nische durch ihre Größe in den Vordergrund. Ihr Zugang ist meistens ebenerdig und immer offen. Seitenwände und Dach spannen einen kleinen Raum auf. Ein Heiligenbild oder ein Altar geringer Tiefe mit Skulptur eines Heiligen nehmen die Rückseite des kleinen Bauwerks ein. Im Vergleich zur Kapelle sind die Dimensionen des Kapellenbildstocks deutlich geringer und er ist nicht zum Betreten gedacht.
Bildstock-Sonderformen
Gerade in jüngerer Zeit entstehen religiöse Kleindenkmale, die in ihren Dimensionen und ihrer Bedeutung Bildstöcken vergleichbar sind, jedoch von traditionellen Gestaltungsmerkmalen abweichen. Diese und andere Formen, die nicht den genannten Bildstocktypen zugeordnet werden können, sollen als "Sonderform" erfasst werden.